Drei Mal Leben
Schauspiel von Yasmina Reza

Drei Mal Leben

Henri, Astrophysiker, bewirbt sich um die Stelle eines Forschungsdirektors. Da er indes seit drei Jahren ohne Veröffentlichung ist, erhofft er sich die Unterstützung seines renommierteren Fachkollegen Hubert. Dazu hat er ihn und seine Frau Inès zu einem Abendessen eingeladen. Doch die beiden kommen einen Abend früher als erwartet, Henri und seine Frau Sonia sind völlig unvorbereitet, können zudem ihren verzogenen kleinen Sohn Arnaud nicht bändigen, der das Zusammensein mit seiner ständigen Quengelei permanent stören wird.

Im Wissen, dass Henri endlich wieder kurz vor dem Abschluss eines Artikels steht, gibt Hubert ihm auch noch en passant zu verstehen, dass ausgerechnet jetzt eine wissenschaftliche Arbeit über dasselbe Thema von einer mexikanischen Wissenschaftlergruppe erschienen sei. Henri befürchtet nun, dass drei Jahre Arbeit umsonst waren, und Hubert schürt diese Angst ebenso perfide wie geschickt. Als sich auch die Ehefrauen in diese Auseinandersetzung einmischen, wird der Abend zum Desaster.

Der besondere Reiz dieses Stücks besteht darin, dass Reza das Zusammentreffen nun noch in einer zweiten und in einer dritten Version schildert, bei denen jeweils die Charaktere bzw. die Ausgangsbedingungen um eine Nuance verschoben sind. Es ist ebenso köstlich zu beobachten, wie der Verlauf des Abends sich dadurch deutlich ändert, wie beklemmend zu sehen, dass er letztlich doch immer wieder in eine Katastrophe mündet.

Reza liefert zugleich eine ätzende Analyse modernen Wissenschaftsbetriebs, wo die Zahl der Veröffentlichungen alles, das Streben nach Erkenntnis wenig zählt. Jeder kämpft gegen Jeden, Beziehungen bedeuten Fortkommen; keine Chance, den Konkurrenten bloßzustellen, wird ausgelassen. Dass es Hubert nötig zu haben scheint, sich auch auf Kosten seiner Frau und Henris zu profilieren, lässt denn auch tief blicken: Hier herrscht nur Kleingeist und Inkompetenz - sei es wissenschaftlich oder sozial.

Ein subtiler Alptraum voller beißender Ironie, schwarzen Humors und hinterhältiger, abgrundtiefer Bösartigkeit, hier gespielt von schauspielerisch hoch talentierten Studenten einer Technischen Universität - deren eigene berufliche Laufbahn also in das dargestellte Milieu hinein weist.


Besetzung:
Henri:Florian Hudert
Sonia:Stephanie Speckmann
Hubert:Mathias Wege
Inès:Julia Fritz
Stimme Arnauds:Simone Plötz (Voiß)
Regie:Florian Hudert, Team
Beratung:Kristin Fahrensohn, Karsten Fügemann, Rebecca Wast, Guido Flohr

Premiere:
25. Mai 2002