Es lodert wieder, Häuser gehen in Flammen auf - Brandstiftung. Der deutsche
Bürger ist außer sich.
Neben denen, die ganz handfest mit Brandbeschleunigern hantieren, zündeln andere in Schlips und Kragen.
Und sie tun es ziemlich dreist und offen.
Warum fällt ihnen dann niemand in den Arm? Erhebt denn niemand seine Stimme gegen sie? Doch: "Aufhängen sollte man sie", ruft der Biedermann. Am Stammtisch.
Doch ist er mit denen persönlich konfrontiert, die er für Brandstifter halten muss, da lässt er sie lieber in sein eigenes Haus, in der bizarren Hoffnung, sie würden ihn verschonen, wenn er sie nur nicht verstimmt. In unglaublicher Geistesakrobatik versucht er - der nicht sehen will, was keineswegs vor ihm verborgen wird - jedes Indiz in Harmlosigkeiten umzudeuten.
"Biedermann und die Brandstifter" - das ist ein Lehrstück, das präzise eine
Geisteshaltung entlarvt, die der Technik des Totalitären zum Erfolg
verhilft. Eine politische Parabel, die ihre kritische Kraft nicht aus der
Entlarvung der Lüge bezieht, sondern aus der Inszenierung der
biedermännischen Wehrlosigkeit gegenüber Verbrechern, die von Anfang an
sagen, was sie wirklich wollen.
Uraufgeführt 1958, entfaltet dieses Stück derzeit wieder eine beklemmende
Aktualität, und dies nicht nur im ganz wörtlichen Sinne und in Deutschland,
wo man Parteiprogramme lieber gar nicht erst liest, weil man sonst sähe, wen
man da wählt. In vielen Ländern des aufgeklärt geglaubten Europas sind die
Brandstifter mit Duldung der Biedermänner unterwegs.
Und bewaffnen wir nicht auch schon lange im Namen von Freiheit und
Demokratie bereitwillig ausgerechnet jene Kräfte, die ganz offen anderes im
Sinne führen?
Gottlieb Biedermann: | Cedric Fuchs |
Babette Biedermann: | Finja Heitmann |
Anna, ein Dienstmädchen: | Felix Grassel |
Schmitz, ein Ringer: | David Hatzel |
Eisenring, ein Kellner: | Stefan Seidel |
Ein Polizist: | Kay Gürtzig |
Ein Dr. phil.: | Thomas Otto |
Witwe Knechtling: | Andrea Sporer, Antonia Schade |
Chorführer: | Felix Grassel |
Chor: | Gesine Funk, Kay Gürtzig, Thomas Otto |
Regie: | Kay Gürtzig |
Regieassistenz: | Thomas Otto, Felix Grassel |
Ausstattung, Inspizienz: | Felix Grassel |
Technik: | Markus Grünewald |
Lichttechnik: | Matthias Brosch |
Suhrkamp Verlag AG, Berlin