Blind date
Clemens Schäfer

Blind date

Geschafft! Nach einer recht langen Durststrecke können wir nun auch wieder eine Produktion für Erwachsene auf die Bühne bringen. In letzter Zeit war dieses Standbein des TheaterLeiterTheaters etwas schwach geworden. Die Inszenierungen für Kinder haben zum Weiterbestehen beigetragen, unser Bemühen war es aber die ganze Zeit über, auch wieder ein Stück für unser tradiertes Publikum auf die Bühne zu bringen.

Kein leichtes Unterfangen, wenn man zugleich die Gruppe fast gänzlich wieder neu aufbauen muss, weil ein Großteil der langjährigen Mitglieder Ilmenau den Rücken kehren musste - das Studium war zu Ende und geeignete Jobs hier nicht zu finden.

Bis auf Kay Gürtzig und Andreas Vogel sind alle, die in dieser Produktion auf der Bühne stehen, erst in den letzten beiden Jahren dazugekommen. Eine Produktion, die alle unter einen Hut bringen sollte, musste also dem Umstand Rechnung tragen, dass wir praktisch noch nicht miteinander gespielt hatten und einige noch gar keine Bühnenerfahrung hatten. Sie musste es ermöglichen, neben der Inszenierung selbst, uns zu einer miteinander klar kommenden Gruppe zu machen und, einem gewissen Aufbau folgend, Methoden und Mittel des Theaterspiels zu vermitteln.

Die Suche war lang- und mühselig, am Ende stand fest: "Blind date" von Clemens Schäfer sollte es sein. Kein Klassiker, kein Autor der auf allen Bühnen landauf landab gespielt wird aber ein Stück, dass thematisch dem Zustand unserer Theatergruppe nahe kommt, indem es eine Annäherung an das Theaterspielen zeigt, eine Annährung, die wir im Probenprozess genauso durchliefen, wie wir uns einander annäherten.

Der Text, der 1994 in einem Theaterprojekt mit Jugendlichen, das der Autor am Theater im Zentrum in Stuttgart betreute, entstand, ist sperriger, als er sich mit seinen komischen Situationen beim ersten Lesen gab. Er verlangt mehr als andere Spielvorlagen danach, sich ihm zu nähern, sich so zu nähern, dass eine Aufführung auch für das Publikum interessant wird.

Oft hieß es auf den Proben sitzen, lesen, reden, sich Zeit lassen, dass die Ideen Raum gewinnen, dass allen Akteuren klar wird, was wir mit dem Stück wollen: Wir wollen Einblick geben in den spielerischen Alltag unserer Theatergruppe. Das heißt, wir wollen zeigen und selbst erfahren, wo wir als sich neu findende Gruppe stehen, was wir miteinander leisten können.

Die Arbeit am Stück war spannend, anstrengend, lustig und fruchtbar. Ich denke, es hat uns als Gruppe gut getan, sich Zeit zu lassen, geduldig nach Lösungen zu suchen, sich Zeit zu nehmen, auch wenn es spät wurde oder am Ende der Premierentermin immer näher rückte, Umwege zu gehen bis wir am Ziel waren.

Die Arbeit in den Proben war wie "Über die Dörfer gehen." (P. Handke). Wir ließen uns mit dem Text "ablenken" vom Alltag, "spiel[t]e[n] das Spiel", sahen die Dinge in einem anderen Licht, waren "geistesgegenwärtig" und "erschütterbar", machen "sozusagen Urlaub" und pfiffen "auf das Schicksalsdrama".


Fotos:

Besetzung:
Fabian Retzlaff:Nick Faulwetter a. G.
Kathrin Odenwald:Ulrike Sloma
Isabelle Meier-Ziegler:Denise Lengyel
Sven Meier:David Bartmann
Dr. Stefan Kiekebusch:Kay Gürtzig
Albert Metzger:Andreas Vogel
Fritz Kleibenstiel:Tino Rasche
Miriam Arnold:Michaela Wawrok
Bühnenbild, Ausstattung:Team
Produktionsleitung:Andreas Vogel

Aufführungsrechte:

Deutscher Theaterverlag Weinheim/Bergstraße


Premiere:
4. Juli 2006